Gebrazhofen – ‚Mast- und Schotbruch‘ hat es am Wochenende für rund 20 Segler bei der Kässpätzle-Regatta des Marine-Vereins Wangen geheißen. Am Samstag hatten die Wassersportler etwas Pech: viel Regen und wenig Wind. Da reichte es nur für zwei Runden auf dem Ellrazhofer Weiher. Doch am Sonntagmorgen frischte der Wind auf, und so konnten die Segler vor traumhafter Kulisse ihr Können beweisen.
In zwei Klassen starteten sie, ganz gleich ob jung oder alt. Zwei Korsare, ein Optimist und 14 Laser kreuzten über den Weiher rund um die Tonnen. Vom Regattaboot aus wurde das Startsignal gegeben und per Flagge der jeweilige Parcours angezeigt.
„Gegen den Wind muss man kreuzen“, so ein Vereinsmitglied. Eine Wettfahrt besteht demnach aus zwei Runden, davon werden, je nach Wind, fünf oder sechs absolviert. Was aus der Ferne wie eine gemütliche Bootstour aussieht, ist richtig Arbeit.
Begleitet wurde die Regatta von der DLRG Metzingen. Seit Jahren bestehe eine enge Freundschaft zwischen den beiden Vereinen und man unterstützt sich gegenseitig bei Veranstaltungen. Doch warum Kässpätzle-Regatta? „Weil es am Samstagabend immer selbstgemachte Kässpätzle gibt“, erzählt lachend der Ehrenvorstand Lothar Zwerger, der sich die Regatta vom Ufer aus anschaut. „Das beruhigt“, sagt er. Seit 60 Jahren ist er schon Vereinsmitglied, 30 Jahre davon war er im Vorstand. „Wir haben 161 Mitglieder, davon 51 Jugendliche“, erzählt er. Die Jugend verwalte sich selbst, das funktioniere wunderbar. Sie trainierten regelmäßig. In den Ferien gebe es ein Segelcamp mit 50 Jugendlichen.
„Im Oktober wird hier der Stöpsel gezogen“, sagt er mit einem Blick auf den Weiher, aber Segler seien gesellige Menschen, so treffe man sich auch im Winter, die Jugendlichen gingen kegeln, Skifahren und schwimmen. Der Platz am Ellrazhofer Weiher sei natürlich ein Kleinod, viel Wasser, viel Himmel, grüne Wiesen und die Kulisse des Allgäus. Einige der erwachsenen Segler ziehe es natürlich auch auf andere Gewässer, den Bodensee, das Mittelmeer.
Urgestein Zwerger arbeitet gerade an der Vereinschronik und kann so einige Anekdoten. „1926 haben sich die ehemaligen Marinesoldaten des Ersten Weltkrieges Alois Heim und Gustav Bulmer zusammengefunden, haben Seemannsgarn gesponnen und den Verein gegründet“. Ohne Wasser, ohne Boot. 1954 erst kam Alois Sohler dazu. Der sei zwar eigentlich Flieger im Zweiten Weltkrieg gewesen, hatte aber die Meinung vertreten, dass die Marineangehörigen ans und aufs Wasser gehörten. So hätten sie zwar ein Boot gebaut, hatten aber immer noch kein Wasser unter dem Kiel.
Seit 1958 verfügt der Verein über seinen Sitz am Ellrazhofer Weiher. Mittlerweile gibt es ein neues Bootshaus, ein Clubhaus und Sanitäranlagen. Am Ufer stehen 14 Wohnwagen, im Sommer bewirtet immer ein Vereins-Team mit selbstgebackenen Kuchen die Wassersportler. Insgesamt vier Regatten werden ausgetragen. Und wie in der Gründerzeit steht die Geselligkeit immer noch ganz weit oben.
© Tine Steinhauser – Schwäbische Zeitung 17.07.2019